Zur Geschichte des Klosters:

Burg Münzenberg

arnsburg war eine mittelalterliche Gründung des Zisterzienserordens und bestand über 600 Jahre bis zu seiner Auflösung im Jahr 1803. Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1174 als eine Stiftung Kunos I. von Münzenberg, der aus dem Ministerialen-Geschlecht von Hagen und Arnsburg stammte. Es erhielt seinen Namen von dem alten Sitz der Familie, der hochmittelalterlichen Burganlage Arnsburg, die mit dem Aufstieg des Geschlechts und der Fertigstellung der Burg Münzenberg aufgegeben worden war. Die Fundamente der alten Anlage kann man nach den sorgsamen Ausgrabungsarbeiten der 1980er Jahre ca. einen Kilometer südwestlich des Klosters besichtigen - die imposante Ruine der Burg Münzenberg beherrscht hingegen heute noch die Landschaft der Wetterau.

Die Dotation Kunos erging an den Zisterzienserorden und der Auftrag zur Klostergründung an den Abt des Klosters Eberbach im Rheingau. Von dort aus wurde der Gründungskonvent nach Arnsburg entsandt. Als »Tochtergründung« von Kloster Eberbach ist Arnsburg zugleich eine »Enkelin« des Klosters Clairvaux in Burgund, wo der Zisterzienserorden an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert (Cîteaux, 1098 n. Chr.) entstanden war. Im 12. Jahrhundert erlebte dieser Reformorden eine unvergleichliche Blüte. Sein Ziel war das Ideal eines monastischen Lebens nach der Regel des heiligen Benedikt von Nursia. Die Zisterzienser distanzierten sich von der Entwicklung des benediktinischen Mönchstums und wollten Gebet, Arbeit und Askese wieder in den Mittelpunkt des Klosterlebens stellen. In Verbindung mit der organisatorischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Gestalt von Orden und Klöstern führte dies zu einem bemerkenswerten Aufschwung und der Ausbreitung der Zisterzen über weite Teile Europas.

Zisterziensische Charakteristika kann ein Besucher Arnsburgs auch heute noch erkennen. Sie zeigen sich beispielsweise in der Lage des Klosters, das sich abgeschieden ins Tal und in eine Schleife des kleinen Flüsschens Wetter schmiegt. Den abgelegenen Standort schrieb die Ordensregel vor - gleichzeitig stellte er eine deutliche geographische Abgrenzung von den Benediktinern dar, die für ihre Klöster Anhöhen bevorzugten. Die Tallage versprach außerdem bessere landwirtschaftliche Bodenverhältnisse und die Wetter eine ausreichende Wasserversorgung.

Arnsburg erlebte seine größte Blüte während des 13. und frühen 14. Jahrhunderts. Mit der Klosteranlage im engeren Sinne wurde auch die Stellung des Klosters ausgebaut. Es war Grablege und Ort der Seelsorge für bedeutende Geschlechter des Wetterauer Raumes. Durch die von Papst (Zehntfreiheit) und Kaiser (kaiserliche Schutzherrschaft, 1219) verliehenen Privilegien nahm Arnsburg eine relativ eigenständige und erfolgreiche Entwicklung, die es auch nach dem Aussterben der Stifterfamilie verteidigen konnte. Schenkungen und (land)wirtschaftliches Geschick erbrachten eine Vermehrung des Besitzes und enge Beziehungen zu den umliegenden Reichsstädten, in denen das Kloster Stadthöfe unterhielt.


Kloster Arnsburg um 1500
(Copyright: Dieter Wolf, Butzbach)

Mit der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert geriet das Kloster zunehmend in die Auseinandersetzung zwischen der Landgrafschaft Hessen und dem Erzbistum Mainz. Nach verhängtem Bann und Beschlagnahmungen konnte die angedrohte Zerstörung des Klosters nur durch eine 400 Mann starke Schutzwache abgewendet werden. Auch die folgenden Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts brachten der Abtei erneute Besetzungen, Raubzüge und zahlreiche Schäden. Als sich die Solmser Grafen der Reformation anschlossen (~1562), kam es zu einem Bruch in dem lange Zeit recht problemlosen Verhältnis zur Stifterfamilie und deren Erben. Diese versuchten das Kloster, gemeinsam mit seinem Umland, zu reformieren. Abt und Konvent riefen den Kaiser um Hilfe an, der den Erzbischof von Mainz mit dem besonderen Schutz des Klosters betraute. Der Streit um das Vogteirecht zog sich trotzdem bis zur Aufhebung des Klosters und wurde nie abschließend geklärt. Arnsburg jedoch behauptete sich als eine katholische Insel in protestantisch reformiertem Umland.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde die Abtei ein weiteres Mal in Mitleidenschaft gezogen - die schwerste in ihrer Geschichte. Das Kloster wurde besetzt und geplündert, der Konvent floh. Die zurückgekehrten Mönche mussten am Ende der Kampfhandlungen die katastrophalen Schäden beseitigen, Kirche und Kloster wieder aufbauen. Das 18. Jahrhundert war trotz weiterer kriegerischer Unterbrechungen vor allem eine Zeit geschäftiger Bautätigkeit, in der zahlreiche Gebäude errichtet und der barocke Ausbau des Klosters vorangetrieben wurden. Am Ende des Jahrhunderts, während der französischen Revolutionskriege, diente die Abtei als Lazarett.

Nur wenige Jahre vor dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation brachte der Friedensschluss von Lunéville (1802) auch das Ende des Klosters Arnsburg. Es fiel den durch den Reichsdeputationshauptschluss (1803) geregelten, umfangreichen Säkularisationsmaßnahmen zum Opfer und wurde mit seinem gesamten Besitz dem Haus Solms als Entschädigung für die an Frankreich verlorenen, linksrheinischen Gebiete zugeschlagen. Der Besitz wurde aufgeteilt und zerstreut. So kann man heute die Rokoko-Kanzel der Arnsburger Abteikirche in der Marienstiftskirche in Lich besichtigen, den barocken Hochaltar in Mainz-Kastell. Die Bibliothek des Klosters ging in den Besitz des Hauses Solms-Laubach über. Ein Teil der Gebäude wurde auf Abbruch verkauft, 1818 stürzten die Dächer und Gewölbe der Kirche ein, die seitdem eine Ruine ist.

Im 19. und 20. Jahrhundert fanden die verbliebenen Gebäude vielfältige und wechselnde Verwendung. Arnsburg beherbergte im Laufe der Jahrzehnte vorübergehend ein Zuchthaus für Männer, ein Rettungshaus für verwahrloste Mädchen, die ausgebombte Universitätsfrauenklinik aus Gießen und auch ein Altenheim. 1960 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Kreuzganges der Kriegsgräberfriedhof Arnsburg geweiht. Hier liegen nicht nur Soldaten des Zweiten Weltkriegs, sondern auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, wie auch die Gefangenen eines Arbeitslagers in Hirzenhain, die kurz vor dem amerikanischen Einmarsch von der SS erschossen wurden. Seit den späten 1950er Jahren greifen Initiativen, um die mittelalterlichen Bereiche des Klosters vor dem vollständigen Verfall zu retten und für Besucher zugänglich zu machen. Ein Verein zur Bewahrung der Anlage wurde gegründet: Der »Freundeskreis Kloster Arnsburg«.

Ein kurzer Rundgang durch die Klosteranlage:


Pfortenbau

arnsburg ist heute eine der schönsten Klosterruinen in Europa. Ihr Reiz liegt vor allem in der Arnsburger Ruinenromantik, die der Besucher durch die Verbindung von Architektur und einer rückfordernden Natur erfahren kann. In dieser Gestalt steht die mittelalterliche Anlage unter Denkmalschutz. Doch auch der Kontrast zwischen den mittelalterlichen Ruinen und den diese umschließenden barocken Gebäuden trägt zum speziellen Arnsburger Charme bei.

Das ehemalige Kloster präsentiert sich bei der Ankunft durch den barocken Pfortenbau, der 1774 bis 1777 nach den Plänen von Coelestinus Wagner errichtet wurde. Er ist das jüngste Barockgebäude des Klosters. In seiner Außenfassade grüßt die Statue des hl. Bernhard von Clairvaux den Besucher, während die der Maria Immaculata an der Innenseite zu sehen ist. (Beide von dem Mainzer Hofbildhauer Nikolaus Binterim.)


Bursenbau

Das nächste Gebäude, das in den Blick fällt, ist der so genannte »Bursenbau«, der außerhalb der Klausur lag. In ihm waren Dormitorium und Refektorium der Konversen (Laienbrüder) untergebracht. Das Erdgeschoss stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, das Obergeschoss mit dem Mansarddach wurde um 1750 umgebaut. Heute beherbergt der erste Stock ein Hotel.

Das gotische Portal der Laienbrüder dient nun als Zugang zum westlichen Teil der ehemaligen Abteikirche. Von hier aus, mit dem Blick nach Osten, erschließt sich dem Besucher zum ersten Mal die einzigartige Atmosphäre der Kirchenruine mit ihrer Harmonie zwischen Kunst und Natur.


Ruine der Klosterkirche

Die Kirche war das erste Gebäude der Abtei, das errichtet wurde. Die Mönche begannen 1196/97 mit dem Bau des Chors; im Jahr 1246 wurde die dreischiffige Basilika geweiht. Der Verlauf der Bauzeit lässt sich anhand des architektonischen Wandels nachvollziehen: Während im Osten romanische Formen zu finden sind, zeigen die westlichen Joche die Spitzbögen der frühen Gotik.

Auf der Nordseite der Kirche liegt der ehemalige Mönchsfriedhof, auf dem man heute jedoch ausnahmslos spätneuzeitliche Gräber findet. In Klosterzeiten führte der Zugang zum Friedhof durch das Portal des nördlichen Querhausarms.


Mönchsdormitorium

Direkt gegenüber diesem Portal, am Ende des südlichen Querhausarms, liegt der Treppenaufgang zum Dormitorium der Mönche. Es ist ein im Norden dreischiffiger, sich zweischiffig verschlankender Raum mit gotischem Kreuzgratgewölbe. An seinem südlichen Ende schließt er mit einem nur noch einschiffigen, saalartig erneuerten Teil mit einer Balkendecke ab. Die Decke ersetzt das im 19. Jahrhundert eingestürzte Gewölbe. Heute dient der Raum vor allem für Ausstellungen und Konzerte.

Die nächste Station des Rundgangs ist der Mönchssaal, der erst vor einigen Jahren wiederhergestellt worden ist. Es war das so genannte »Auditorium« oder »Parlatorium« des Klausurbereichs. Der Name verweist auf das Schweigegelübde, dem die Mönche unterlagen und das einzig in diesem häuslichen Arbeiten dienenden Raum aufgehoben sein sollte. Der Mönchssaal liegt unter dem südlichen, eingestürzten Ende des Dormitoriums und besaß ursprünglich ebenfalls ein Kreuzgratgewölbe.


Kreuzgang und Gedenkfriedhof

Geht man in der ehemaligen Klostergasse nicht links in die Kirchenruine, sondern wendet sich geradeaus einem schmalen Mauerdurchbruch zu, so führt der Weg auf das Gelände des ehemaligen Kreuzgangs. Von den Gebäuden dieses Wandelgangs, der die wichtigsten Räume der Klausur miteinander verband, sind heute nur noch die Konsolen und Gewölbeansätze in den Außenmauern sowie die wiederhergestellten Mauersockel der Innenseite zu erkennen. Aus den Zeiten des Klosters sind außerdem die Brunnenkapelle, die dem Refektorium gegenüber lag, sowie der Kapitelsaal zu sehen. Mit seinen drei mal drei quadratischen Jochen und Kreuzgratgewölben ist er ein besonders schöner frühgotischer Raum. Linker Hand des Kapitelsaals führte das Mönchsportal in die Kirche, das sich in seiner reichen Ausstattung deutlich von dem schlichteren Laienbrüderportal abhebt. Das Gelände dient heute als letzte Ruhestätte für 447 Opfer des Zweiten Weltkriegs und der Nationalsozialisten. Zwei Tafeln an der westlichen Umfassungsmauer des Kreuzgangs weisen auf die Geschichte der SS-Opfer aus dem Arbeitslager Hirzenhain hin.

Auch die umliegenden Gebäude sind der Betrachtung wert. Es sind die Bauten der Barockzeit: das Abteigebäude, der Prälatenbau, der Küchenbau, die Klostermühle (heute ein Restaurant), das Alte Brauhaus, die Stallungen und das Gartenhaus des Abtes.


Prälatenbau

Klostermühle

Gartenhaus