Das Römerkastell

Römerkastell, Modell
Modell des Römerkastells, 2020

Das römische Kastell Arnsburg-Alteburg, nur wenig kleiner als die Saalburg, war das nördlichste Militärlager am Wetteraulimes. Die Römer errichteten das Kastell im 1. Jahrhundert nach Christus. Zunächst bestand die Anlage aus Erdwällen, Holzpalisaden und Holzgebäuden; um die Mitte des 2. Jahrhunderts ersetzten die Römer das alte Kastell durch einen steinernen Neubau. Die umgebende Steinmauer hatte vermutlich eine Höhe von fünf bis sechs Metern. Die römischen Truppen, etwa 500 zum Teil berittene Soldaten, nutzten das Lager bis etwa 260/270 nach Christus.

Römerkastell, Modell
Römerkastell, Modell
Nordtor
Aluminiumsandguß-Relief des Römerkastells und aufgemauerte Fundamente des Nordtors

Südlich des Kastells schloss sich ein ziviles Lagerdorf an, ein vicus. Struktur und Ausdehnung lassen vermuten, dass es eine recht ansehnliche Siedlung war: Unmittelbar vor dem Südtor des Militärlagers stand ein Badhaus, am südlichen Rand des Ortes lag möglicherweise ein Mithrastempel, im Nordosten der Siedlung sind die Umrisse mehrerer großer Steinbauten erkennbar, eventuell ein Forumsbau und ein Tempelbezirk. Auch ein rundes Amphitheater mit einem Durchmesser von knapp 30 Metern konnte nachgewiesen werden. Im 3. Jahrhundert nach Christus sicherten die Bewohner ihre Siedlung mit einem Graben; einige Gebäude hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben.

Kastell Arnsburg
Plan Kastell Arnsburg (nach I, Presse03, CC BY-SA 3.0

Knapp neun Jahrhunderte nach dem Abzug der Römer übergab Konrad Ⅱ. von Hagen(-Arnsburg) die Ruine des Kastells 1151/52 dem Benediktinerorden zur Gründung eines Klosters. Die Benediktiner begannen mit dem Bau einer Kirche, aber nur Chor und Querschiff wurden fertig. Da die Klostergründung nicht vorankam, übertrug Konrads Sohn Kuno das Kloster und seine Besitzungen den Zisterziensern. Diese zogen ins Wettertal und begannen dort mit dem Bau des Klosters Arnsburg.

Sichtbare Ruinen des Kastells oder der unvollendeten Benediktinerkirche existieren nicht mehr. Lediglich die Fundamente des Nordtores des Kastells sind 1893 wieder aufgemauert worden.

Linde
Bis zu einem Gewitter Mitte der 1990er Jahre stand im Chor der unvollendeten Klosterkirche eine Linde, deren Alter auf mehrere hundert Jahre geschätzt wurde. Foto: Ulrike Kändler

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Projekt Kastell Arnsburg der Archäologischen Gesellschaft in Hessen, www.aghessen.de/arnsburg-kastell

Thomas Becker, Das Limeskastell »Alteburg« bei Arnsburg. Führungsheft zu den Hinterlassenschaften in der Gemarkung Muschenheim der Stadt Lich, Landkreis Gießen (Archäologische Denkmäler in Hessen 170), Wiesbaden 2009.

Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann (Hg.), Die Römer in Hessen, Stuttgart 1982, S. 228–230.

Friedrich Kofler, Das Kastell Arnsburg, in: Ernst Fabricius, Felix Hettner und Oskar von Sarwey (Hrsg.), Der Obergermanisch-Raetische Limes des Roemerreiches Abt. B, Bd. 2a, Kastell 16, Heidelberg 1902.

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