Die Ruine der Klosterkirche

Blick über das Kirchenschiff von Südwest, April 2009
Blick über das Kirchenschiff von Südwest, April 2009

Im November 1802 verließen die letzten Mönche das Kloster und im Februar 1803 beendete der Reichs­depu­tations­haupt­schluss die 629-jährige Geschichte der Zister­zienser in Arns­burg. Die Solmser Grafen erhielten das Kloster und seine Besitzungen als Entschä­digung für ihre verlorenen Herr­schaften Rohrbach, Kratz-Scharfenstein und Hirschfeld. Die Kloster­anlage selbst fiel der Linie Solms-Laubach zu und Friedrich Graf zu Solms-Laubach († 1822) entschloss sich 1811, die Kirche auf Abbruch zu verkaufen. Im Jahre 1818 stürzten Dächer und Gewölbe ein. Lediglich die Vor­halle der Kirche, das Paradies, blieb erhalten. Sie diente, genau wie der Kapitel­saal, als Schafstall.

Ruine, April 2004
Das Mittelschiff, April 2004

Gras überwucherte den Boden der Kirche und wuchs auf den Mauern. Büsche und Bäume begannen Wurzeln zu schlagen. Die Natur, stärker als alle menschen­gemachten Mauern, schickte sich an, das Kloster zurückzuerobern. Besucher­innen und Besucher, die zum ersten Mal die Ruinen der Klosterkirche betraten, die efeu­berankten Wände und die baum­bewachsenen Mauer­kronen erblickten, fühlten sich an die Gemälde Caspar David Friedrichs erinnert. Und so verwundert es auch nicht, dass bereits im 19. Jahrhundert ein regel­mäßiger Besucher­strom einsetzte. Zahlreiche Künstler und Fotografen haben seitdem versucht, diese romantische Melancholie der Arnsburger Kloster­ruine einzufangen.

Blick über die Kirchenruine, 2009
Blick in das südliche Seitenschiff, 2004
Blick über die Kirchenruine (2009) und Blick in das südliche Seitenschiff (2004)

In den 1950er Jahren begannen behutsame Sicherungs­arbeiten an der Ruine. Die Gewölbe des nördlichen Seiten­schiffs wurden saniert, die Fundamente der Apsis aus­gegraben und aufgemauert, die Treppe zum Dor­mitorium erneuert. Einige tief­wurzelnde Laub­bäume mussten weichen, genauso wie ein Großteil des Efeus. Ein Teil des Baum­bewuchses wurde jedoch erhalten und für diesen denkmal­pflegerischen Kompromiss, also den Versuch, sowohl die mittelalterliche Bausubstanz als auch die romantische Ruine des 19. Jahrhunderts zu erhalten, erhielt der Freundeskreis 1987 die »Silberne Halbkugel«, einen Preis des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz

Chor
Südliches Seitenschiff
Nördliche Langhauspfeiler
Chor von Südosten, südliches Seitenschiff und nördliche Langhauspfeiler

Uns heutigen Besucherinnen und Besuchern bietet sich wiederum ein anderes Bild. Als Ende der 1990er Jahre erneut eine Sanierung der Kirchenruine nötig war, hatte sich der denkmalpflegerische Akzent verschoben. Nach intensiver Diskussion entschied der Freundeskreis, den Baum- und Efeubewuchs komplett zu entfernen. Lediglich der große Efeu an der Westseite blieb erhalten, da seiner Entfernung auch mittelalterliche Putzreste zum Opfer gefallen wären. Zum einen sollte so der weitere Verfall der Ruine aufgehalten und zum anderen die Sicherheit für die Besucherinnen und Besucher erhöht werden.
Seit 2023 liegt der Erhalt der Ruine wieder in der Hand der Familie Solms-Laubach.

Kapitell des nordöstlichen Vierungspfielers
Grabmal Rule
Kapitelle der Vierungspfeiler
Kapitell des nordöstlichen Vierungspfeilers, Grabmal des Johannes Rule von Friedberg († 1367) und Vierungspfeiler vom Dormitorium aus gesehen

Zahlreiche ältere Fotos der Ruine finden sich im Bildindex der Kunst und Architektur.


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